Polizeigewalt am 18. August – Zeugenaussage

Auf unseren Aufruf hat sich eine Zeugin bei uns gemeldet, deren Aussage wir hier auszugsweise veröffentlichen:

Am Nollendorfer Hof konnte ich mich erstaunlicherweise ungestört auf ein Schaufensterbrett des Bettengeschäftes setzen und mich ersteinmal ausruhen. Die Camsdorferstraße war leer. Der Spitzweidenweg war von zwar aufgebrachten, aber äußerst friedlichen Antifa-Leuten besetzt, ansonsten flanierten Bürger und überall stand vereinzelt Polizei, geballt nur vorm Spitzweidenweg.

Etwa eine halbe Stunde vor dem Nazi-Vorbeimarsch unter Polizeischutz vorm Nollendorfer Hof befand ich mich dort auf dem Platz, um den Aktivitäten der Antifaschisten und der Polizei zuzusehen. Die Aggressivität der gepanzerten Polizisten war erschreckend, einschließlich der ewig bellenden Hunde.

Als ich mich, vor einem vorderen Eingang des Nollendorfer Hofes stehend, zur Camburger Straße umdrehte, sah ich drei oder vier Uniformierte, die einen jungen Mann kurz über dem Boden vorwärtsbewegten. [im Gespräch sagte sie „angeschleppt“; ob getragen oder gezogen kann sie nicht mehr genau sagen]. Ich begann vor Schreck zu schreien, weil ich dachte, er sei schon zumindest halbtot. Ich sah sein Gesicht, eine verdrehte Nase unter Polizeifingern, aber auch seinen Rücken mit nach oben gebogenen Armen. Kurz davor hatte ich am Eingang Sophienstraße eine Ärztin bemerkt. Ich rief, dass ich einen Arzt hole, und rannte hin. Die Frau hatte wohl Angst vor der Polizei und wollte nichts damit zu tun haben. Ich ging erst einmal zurück. Der junge Mann war inzwischen in die Türecke geklemmt worden. [im Gespräch benutzte sie „an die Wand geklatscht“] (Es kann sein, dass einer der Beamten eine Brille in der Hand hielt.) Ich fragte ihn, ob er einen Arzt brauche (-dann hätte ich meine Ärztin geholt). Daraufhin herrschte mich ein Polizist an: „Wenn der einen braucht, dann kommt einer von uns!“ Wie lange das dauern würde sagte er mir nicht. Nach einiger Zeit ging es dem mißhandelten Nazigegner etwas besser, er konnte offenbar wieder richtig atmen, er bestätigte mir auch, dass er keinen Arzt brauche. Dann fuhr ein Mannschaftswagen auf, die Polizeimassen stürzten sich wieder auf ihn, ich wurde abgedrängt. [Insgesamt beschrieb sie das Vorgehen der Polizei als unfassbar. Sie hat zum genauen Zeitpunkt der Festnahme nicht beobachtet, was geschen ist. Ihrer Einschätzung der Situation nach konnte sie sich aber nicht vorstellen, dass ein Grund für die Festnahme vorgelegen haben kann; sie vermutet einen Verstoß gegen Platzverbot.]