Der 18. März, der Tag der politischen Gefangenen, ist gerade vorüber. Ein willkommener Anlass, um einen kleinen Frühjahrsputz zu veranstalten. Allerdings sind uns Staubschichten und Wollmäuse schnurz, uns gehts um eine Hausdurchsuchung. Was würdet ihr im Fall einer Hausdurchsuchung nicht bei euch gefunden haben wollen? Die Protokolle, die ihr schon ewig mal abtippen wolltet? Die Fotos von der letzten Demo, die eigentlich mal auf die verschlüsselte Festplatte sollten? A propos Verschlüsselung: Wie sieht es aus mit Handy und Computer? Es ist ja irgendwie immer nicht so richtig Zeit dafür, sich da mal um die Verschlüsselung zu kümmern, aber vielleicht ist genau dieser Text der Anstoss, es jetzt mal zu tun.
Schaut euch doch mal genau bei euch um oder lasst es vielleicht eine Person eures Vertrauens für euch erledigen. Hier mal eine kleine Liste mit Dingen, die ihr euch ja mal genauer anschauen könnt:
- Gibt es noch Protokolle von Treffen? (To Do: verschlüsselt abspeichern oder vernichten)
- Oder Datenträger mit sensiblen Infos (To Do: verschlüsseln oder vernichten)
- Die Verpackung von eurem verschlüsselten oder bereits entsorgten Telefon, auf dem die Handynummer oder IMEI steht (To Do: IMEI und PUK wegkratzen oder gleich die ganze Verpackung sicher entsorgen)
- Liegt zufällig ein Restestapel der Plakate, die gerade frisch geklebt wurden, bei dir zu Hause? (To Do: nächstens sicher entsorgen)
- Alte Kalender, Notizbücher, Ausdrucke von Plenumsmaterialien etc., die „irgendwann mal“ verbrannt werden sollten. (To Do: Irgendwann ist jetzt)
Dann gibt es ja auch so Sachen, an deren Anwesenheit man sich gewöhnt hat, wie alte Spraydosen oder Klamotten, die eigentlich mal weggeschmissen gehören.
Zum Handy gibt es einiges zu sagen und das wird ja wirklich immer mitgenommen… Ist es verschlüsselt (also so richtig, siehe Linksammlung), sind Verläufe eurer sicheren Kommunikation (Telegram und WhatsApp empfehlen wir nicht) gespeichert oder werden (automatisch) von euch gelöscht? Wenn das Handy verschlüsselt ist, sollte die PIN idealerweise nicht vierstellig sein oder ein Muster haben, dessen Fettwischer man auf dem Display nachvollziehen kann. Auch Fingerabdruck und Gesichtserkennung sind keine ideale Sperre, weil die Entsperrung ggf. unter Zwang durchgeführt werden kann. Außerdem ist es ziemlich cool, wenn dann ein Festnetztelefon zur Verfügung steht um Anwalt oder Anwältin oder sonstwen zu verständigen, wenn das Telefon schon einkassiert wurde.
Computer oder Laptop sind auch begehrte Ziele bei Hausdurchsuchungen. Es empfiehlt sich, die Geräte zu verschlüsseln (s. Links) und vorm Schlafen herunterfahren. Ein verschlüsseltes Backup außerhalb der Wohnung (vielleicht nicht bei einem Menschen aus deine Bezugsgruppe) aufbewahrt, spart viel Ärger im Nachhinein.
A propos Schlafen: Hausdurchsuchungen finden meist sehr früh morgens und überraschend statt. Oft wird nicht geklingelt. Sie sind grenzüberschreitend und verletzen die Intimsphäre. Meist seid nicht nur ihr selbst davon betroffen, sondern auch Andere, die mit euch leben (Kinder, Mitbewohnis, Tiere). Dabei muss es nicht gleich der Blick in die gezückte Waffe sein, es kann auch die Tatsache sein, dass man in der Nachtwäsche oder ohne Sehhilfe etc. angetroffen wird.
Auch alte WGs und Meldeadressen (Eltern?!) können betroffen sein. Es ist sinnvoll und für alle beruhigend, darüber zu sprechen. Trotzdem kann man sich einfach nicht perfekt vorbereiten, schon weil die Bullen sich nicht an die Regeln halten.
In Absprache mit unseren solidarischen Anwält:innen stellen wir demnächst eine Notfalltelefonnummer bereit, die im Falle einer Hausdurchsuchung (und nur dann!) angerufen werden kann. Wir werden versuchen, diese Nummer 24/7 erreichbar zu halten und euch weiterzuhelfen, wenn ihr euch meldet. Infos folgen dazu in Kürze hier. Ansonsten schadet es sicher nicht, sich schon mal oder mal wieder unseren Flyer zum Thema HD’s durchgelesen zu haben.
Linksammlung:
Computer
- Windows 10 mit Veracrypt (deutsch)
- Windows 10 mit Veracrypt (englisch)
- macOS mit Filevault (deutsch)
- Bei den Linuxen gibt es abhängig von der verwendeten Distribution meist die Möglichkeit während der Installation die Komplettverschlüsselung der Festplatte einzurichten (Hinweise z.B. hier, hier oder dort).
Handys
Messenger