+++ Selbstbestimmt und kämpferisch gegen ihre Repression – bundesweite Demonstration in Jena 25.01.2025 14 Uhr +++
Am 20.01.2025 haben sich sieben der untergetauchten Antifaschist*innen im Budapest-Komplex selbst gestellt.
Wer sich als junger Mensch für sich und andere einsetzt, politisch aktiv ist trotz der immer raueren Stimmung gegen links und sich nicht von dem Verfolgungswahn der deutschen Behörden unterkriegen lässt, hat unseren Respekt verdient. Dass sich jetzt 7 der Antifaschist*innen selbst gestellt haben – trotz der unklaren Situation, wie es weitergeht, ob sie ein Verfahren in Deutschland oder eine Auslieferung nach Ungarn erwartet – zeigt ihre Stärke und Solidarität.
Wir stehen geschlossen und solidarisch zu den jetzt Verhafteten, bereits Inhaftierten und weiterhin untergetauchten Antifas. Die verfolgten Antifaschist*innen, ihre Angehörigen, Freund*innen und Familien sind nicht allein!
Kommt deshalb am 25.01.2025 um 14 Uhr nach Jena auf den Marktplatz, damit wir gemeinsam auf die Straße gehen, um unsere Wut und unsere Solidarität zu zeigen!
Free All Antifas – Free Nele. Free Luca. Free Paula. Free Clara. Free Zaid. Free Moritz. Free Paul. Free Maja. Free Tobi. Free Gino. Free Hanna. Free Johann. Free Gabri. Solidarität ist unsere Waffe!Die Demo soll familienfreundlich ablaufen und wir bitten alle Teilnehmer*innen, sich daran zu halten. National- & Territorialflaggen sind nicht erwünscht.
KEINE AUSLIEFERUNG NACH UNGARN: ROTE HILFE FORDERT ENDE DER VERFOLGUNG GEGEN ANTIFASCHIST*INNEN
Der RH-Bundesvorstand hat die folgende Pressemitteilung herausgegeben:
Am heutigen Montag, 20. Januar 2025, stellten sich sieben Antifaschist*innen zeitgleich den Behörden, nachdem sie zuvor fast zwei Jahre lang untergetaucht gewesen waren. Vorgeworfen werden ihnen körperliche Auseinandersetzungen mit Nazis im so genannten Budapest-Komplex. Den sieben Aktivist*innen, die umgehend in Untersuchungshaft genommen wurden, drohen hohe Haftstrafen und nicht zuletzt eine Auslieferung an Ungarn.
Keine Auslieferung – Free all AntifasKonkret beschuldigt werden sie, sich im Februar 2023 an den Protesten gegen das NS-verherrlichende Nazi-Großevent „Tag der Ehre“ in Budapest beteiligt zu haben. Am Rand der Veranstaltung war es zu körperlichen Auseinandersetzungen mit mehreren bekannten Neonazis gekommen. Drei Antifaschist*innen wurden damals in Budapest mit diesen Vorwürfen verhaftet, und gegen weitere fahnden die ungarischen Behörden seither mit europäischen Haftbefehlen. In Ungarn drohen den Aktivist*innen offen politische Gerichtsprozesse, die jedem Minimalanspruch an Rechtsstaatlichkeit Hohn sprechen, und bis zu 24 Jahre Haft unter menschenunwürdigen Bedingungen. Deshalb sind viele Beschuldigte untergetaucht, um dieser Verfolgung zu entgehen.
Im Gegensatz zur italienischen Justiz, die angesichts der Zustände in Ungarn keine Staatsbürger*innen mehr ausliefert, leisten die deutschen Behörden bereitwillig Schützenhilfe: Sie überziehen nicht nur die gesuchten Antifaschist*innen, sondern auch ihr politisches und soziales Umfeld und ihre Familien mit Repression. Systematisch werden dabei selbst grundlegende Rechte ausgehebelt und offen gegen Minimalstandards verstoßen wie im Fall von Maja: Die non-binäre Person, die ebenfalls im Budapest-Komplex beschuldigt ist, wurde im Juni 2024 nach Ungarn ausgeliefert, obwohl der Anwalt Rechtsmittel eingelegt hatte und offensichtlich war, dass Maja im queerfeindlichen Ungarn lebensbedrohlichen Gefahren ausgesetzt ist.
Gerade die Auslieferung wurde und wird von den deutschen Repressionsorganen gezielt eingesetzt, um die Aktivist*innen und ihr Umfeld zu erpressen. Bereits vor über einem halben Jahr hatten die Anwält*innen der sieben Antifas, die sich heute gestellt haben, der Bundesanwaltschaft (BAW) mitgeteilt, dass die Beschuldigten sich stellen würden gegen die Zusicherung, nicht an Ungarn ausgeliefert zu werden. Dieses Angebot lehnte die BAW ab und forderte im Gegenzug von den Aktivist*innen, auf grundlegende Rechte als Angeklagte zu verzichten und ein umfassendes Geständnis abzulegen. Damit machte sie deutlich, dass sie die brutalen Verfolgungsmaßnahmen des rechten Orbán-Regimes gerne nutzt, um die hiesige antifaschistische Bewegung massiv einzuschüchtern und Strukturen zu zerschlagen. Selbst wenn Prozesse hier geführt werden, schreckt die Justiz selbst vor den absurdesten Vorwürfen nicht zurück: So ist die Nürnbergerin Hanna, die ebenfalls an den antifaschistischen Aktionen in Budapest beteiligt gewesen sein soll, vor dem Oberlandesgericht München wegen versuchten Mordes angeklagt.
Trotz dieser Umstände entschieden sich sieben der Untergetauchten nun zu einem selbstbestimmten gemeinsamen Schritt: Am späten Vormittag des 20. Januar stellten sich die Antifaschist*innen zeitgleich in Hamm, Köln, Kiel und Bremen und werden demnächst den Haftrichter*innen vorgeführt.
„Wir stehen solidarisch an der Seite der sieben Genoss*innen, die sich entschlossen haben, aus der Illegalität zurückzukehren – ebenso wie unsere Solidarität allen gilt, die sich weiterhin dem hemmungslosen staatlichen Verfolgungseifer entziehen“, erklärte Anja Sommerfeld vom Bundesvorstand der Roten Hilfe e. V. „Die Hatz der Repressionsorgane gegen Antifas und die Drohung mit Auslieferungen müssen ein Ende haben! Wir fordern sofortige Zusicherungen, dass die Aktivist*innen nicht an Ungarn überstellt werden. NoExtradition – Freiheit und Glück für alle inhaftierten und untergetauchten Antifas!“
Eingeschränkte Sprechstunde am 5.6.
Am kommenden Mittwoch den 5. Juni kann unsere Sprechstunde leider nur von 19 – 20 Uhr stattfinden. Wie immer sind wir aber gut per Mail zu erreichen.
Offenes Treffen zur Repression nach dem 1.5.23 in Gera
Derzeit regnet es massenhaft Anhörungsschreiben mit strafrechtlichen Beschuldigungen unter Bezug zum Kessel am 1. Mai letzten Jahres in Gera, was einige Frage bei Betroffenen und solidarischen Menschen nach sich zieht: Was soll ich mit dem Schreiben machen, was passiert wann, wie steht mir noch ins Haus? Muss ich mich auf was vorbereiten, kann ich was unternehmen?
Um über diese Fragen im Allgemeinen zu reden und wegen der Vielzahl an Betroffenen bietet die RH Jena am kommenden Montag eine Infoveranstaltung an, in der wir kurz über den Umgang und die Möglichkeiten sprechen wollen, für eure Fragen da sind und gern von euch hören mögen, damit wir bei weiteren Entwicklungen einen kurzen Draht zueinander haben.
- Mo, 29.4.24
- 18:30 Uhr
- Infoladen, Schillergäßchen
Tipps bei Post wegen des 1. Mai 2023 in Gera
Aktuell erhalten Menschen im Zusammenhang mit dem Polizeikessel bei der Demo am 1. Mai 2023 in Gera Briefe von verschieden Kriminalpolizeiinspektionen. Vorgeworfen wird den Betroffenen darin „Landfriedensbruch“, oft begleitet von dem Vorwurf, gegen das Vermummungs- und/oder Uniformierungsverbot verstoßen zu haben. Manchmal sind es auch nicht all diese Vorwürfe. Diese Briefen enthalten einen Anhörungsbogen und die Aufforderung diesen auszufüllen.
Wir empfehlen euch dazu:
- Bleibt ruhig!
- Äußert euch nicht – weder schriftlich, noch mündlich. Füllt den Anhörungsbogen nicht aus. Geht nicht hin, falls sie euch zur Befragung „einladen“. Das kann euch nicht negativ ausgelegt werden. Also: Auf das Schreiben nicht reagieren bzw. maximal die Daten angeben, die auch Euer Perso enthält.
- Informiert bitte uns bzw. eure zuständige Rote Hilfe Ortsgruppe darüber, dass ihr einen Brief bekommen habt. Am besten schreibt ihr eine verschlüsselte E-Mail.
- Teilt uns bitte mit, wenn bei euch besondere Umstände vorliegen, z.B. ein unsicherer Aufenthaltsstatus oder wenn ihr auf Bewährung seid. Dann schauen wir, ob es dringenderen Handlungsbedarf gibt. Ebenso, wenn andere Vorwürfe genannt werden, Hausdurchsuchungen oder so durchgeführt werden oder der Brief (auch) etwas anderes umfasst als lediglich die Anhörung oder von wem anders stammt.
- Den Brief samt Umschlag abheften, sodass ihr ihn wiederfindet – und den Briefkasten regelmäßig leeren oder leeren lassen, so dass ihr mitbekommt, wenn weitere Briefe ankommen.
- Solltet ihr ein Schreiben von Staatsanwaltschaft oder Gericht bekommen, also z.B. einen Strafbefehl oder eine Anklage, meldet euch bitte umgehend bei uns oder eurer Rote Hilfe Ortsgruppe. Achtet dabei auf etwaige Fristen in dem Brief. Die sind wichtig einzuhalten, um Einspruch einzulegen (gegen etwaige Strafbefehle, nicht gegen die Anhörungen).
- Informiert auch eure Bezugsgruppen über das Vorgehen der Repressionsbehörden und teilt die Tipps mit ihnen.
Ziel dieser Repression ist es, uns einzuschüchtern, zu stressen, zu entmutigen, kleinzumachen. Also falls ihr euch so fühlt, ist das kein Zeichen von Schwäche – sondern ziemlich normal. Lassen wir uns nicht vereinzeln, sondern begegnen der Repression kollektiv! Sprecht mit euren vertrauten Menschen, fragt einander, was ihr braucht, unterstützt und stärkt euch.
Im November 2023 wurden in diesem Zusammenhang bundesweit Antifaschist:innen mit Hausdurchsuchungen überzogen. Jetzt wird mit einschüchternder Post das nächste Repressionsbesteck ausgepackt. Damals wie heute gilt für alle Repressionsbetroffenen: Ihr seid nicht allein!
Im Übrigen gilt wie auch sonst: → Anna&Arthur und → keine Stories, kein Geprahle, keine Gerüchte!STAATLICHE HATZ AUF ANTIFASCHIST:INNEN: ES DROHT WEITER DIE AUSLIEFERUNG AN UNGARN
Der RH-Bundesvorstand hat die folgende Pressemitteilung herausgegeben:
Wenn es nach der Bundesanwaltschaft geht, sollen mehrere deutsche Antifaschist:innen, aktuell insbesondere Maja, an Ungarn ausgeliefert werden. Auch wenn der zwischenzeitlich erhobene Vorwurf des versuchten Mordes am 21. März 2024 von der Ermittlungsrichterin am Bundesgerichtshof (BGH) weggewischt wurde, verschärft sich die Lage für Maja und für weitere Aktivist:innen, die sich aktuell noch den Behörden entziehen.
Wenn es nach der Bundesanwaltschaft geht, sollen mehrere deutsche Antifaschist:innen, aktuell insbesondere Maja, an Ungarn ausgeliefert werden. Auch wenn der zwischenzeitlich erhobene Vorwurf des versuchten Mordes am 21. März 2024 von der Ermittlungsrichterin am Bundesgerichtshof (BGH) weggewischt wurde, verschärft sich die Lage für Maja und für weitere Aktivist:innen, die sich aktuell noch den Behörden entziehen. Denn der Generalbundesanwalt räumt dem Verfahren in Ungarn Priorität gegenüber einem Prozess vor hiesigen Gerichten ein, was das Risiko einer Auslieferung erhöht.
Vorgeworfen wird Maja und anderen Antifaschist:innen, im Februar 2023 mehrere Nazis in Budapest körperlich angegriffen zu haben. Gegen zwei Beschuldigte läuft aktuell ein Prozess in Budapest, ein dritter wurde nach einem Geständnis zu einer dreijährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Zwei der in Ungarn festgehaltenen Aktivist:innen sind seit über einem Jahr in Haft.
Den im Budapest-Komplex beschuldigten Antifaschist:innen droht in steigendem Maße die Auslieferung an das rechtsautoritäre ungarische Regime. Dort ist mit Verfahren, die gegen sämtliche rechtsstaatlichen Minimalstandards verstoßen, mit hohen Haftstrafen und unmenschlichen Haftbedingungen zu rechnen. Ganz konkret betrifft das Maja, die am 11. Dezember 2023 in Berlin verhaftete Person, die seither in Untersuchungs- und seit einem entsprechendem Beschluss des Kammergerichts Berlin in Auslieferungshaft sitzt.
Die Repressionsorgane setzen seit Monaten auf Erpressung: Zunächst wurden mehrfach die Familien der anderen beschuldigten Antifaschist:innen bedrängt, die sich bisher einer Verhaftung entzogen haben. Nachdem einige der Untergetauchten über ihre Anwält:innen anboten, sich zu stellen gegen die Zusicherung, dass sie nicht nach Ungarn ausgeliefert werden, wurden sie mit einem dreisten Angebot konfrontiert: Die Zusage, auf die Auslieferung zu verzichten, werde nur gegen umfassende Geständnisse erteilt – also nur bei Verzicht auf elementare Rechte von Beschuldigten.
Um die Repression noch weiter zu verschärfen, hatte die Bundesanwaltschaft zusätzlich den Vorwurf des versuchten Mordes erhoben, was aber die Ermittlungsrichterin am Bundesgerichtshof im Beschluss vom 21. März 2024 entschieden zurückwies: Eine Tötungsabsicht sei nicht erkennbar gewesen, weshalb der BGH die entsprechende Erweiterung des Haftbefehls ablehnte. Dennoch droht weiterhin die Auslieferung an Ungarn. Vor allem Maja ist damit ganz konkret gefährdet und sieht sich als non-binäre Person zusätzlichen Bedrohungen ausgesetzt, sollte es zu einer Auslieferung an das offen queer- und trans*feindliche Ungarn kommen.
„Es ist unglaublich, welche Dimension die staatliche Hatz auf Antifaschist:innen annimmt. Auch vor offensichtlichen Verstößen gegen juristische Standards und vor der Erpressung mit der Auslieferung an einen Staat, der Menschenrechte mit Füßen tritt, schrecken die deutschen Repressionsbehörden nicht zurück“, empörte sich Anja Sommerfeld vom Bundesvorstand der Roten Hilfe e. V. „Die Auslieferung von Maja muss auf alle Fälle verhindert werden! Wir stehen solidarisch an der Seite der verfolgten Antifaschist:innen. Die Auslieferungsdrohungen und die Erpressungsmanöver der staatlichen Behörden müssen umgehend aufhören. Wir fordern Majas Freilassung und ein Ende der Verfolgung der Antifaschist:innen!“
Wir denken an euch und stehen an eurer Seite
Solidaritätserklärung des Solidaritätskreises Jena für die verfolgten Antifaschist:innen, unterstützt von Jenaer und Erfurter Gruppen und Organisationen, Februar 2024
Achtung: Im Folgenden wird es um rechte, staatliche und sexualisierte Gewalt gehen.
Nach Angriffen auf Neonazis im Vorfeld und am Rande eines neonazistischen Groß-Events in der ungarischen Hauptstadt Budapest Anfang Februar 2023 verfolgen die ungarische und deutsche Polizei mehrere Antifaschist:innen aus Ungarn, Italien und Deutschland. Zwei von ihnen befinden sich seitdem in Untersuchungshaft in einem Gefängnis in Budapest. Zusätzlich suchen sie nach mindestens circa zehn Antifaschist:innen aus Deutschland. Diese wurden trotz einer weitreichenden Öffentlichkeitsfahndung bis heute nicht gefunden und scheinen sich dem Zugriff der Behörden zu entziehen. Ihnen drohen Untersuchungshaft, möglicherweise auch die Auslieferung nach Ungarn, ein politisch aufgeladener Prozess und Strafhaft.
Mehrere junge Leute aus Jena befinden sich unter den Gesuchten. Wir kennen sie als herzliche Freund:innen und engagierte Mitstreiter:innen. Außerdem hat die deutsche Polizei am 15. März 2023 mehrere Wohnungen in Jena durchsucht und die Bewohner:innen, darunter Eltern und ihre Kinder, stundenlang schikaniert und erniedrigt. Diese Ereignisse haben uns sehr aufgewühlt. Wir haben uns daher entschieden, diese gemeinsame Erklärung herauszubringen.
Wir erklären öffentlich, dass wir an der Seite der Antifaschist:innen stehen, denen die Polizei und die Medien die Angriffe in Budapest zuschreiben. Wir wissen aus unserer Geschichte und aus der Gegenwart, dass wir uns nur selbst schützen können und dass es unsere Aufgabe ist, die Neonazis zu bekämpfen. Wir haben die Überfälle auf die JG, das Kassablanca und die besetzten Häuser in Jena-Ost und unsere Verletzten, Traumatisierten und Toten aus den 90er Jahren nicht vergessen. Wir haben auch nicht vergessen, dass der NSU, der aus unserer Stadt kommt, in den 2000er Jahren zehn Menschen hingerichtet hat und dass die Behörden – von der sozialen Arbeit bis hin zu Polizei und Verfassungsschutz – die rechten Terrorist:innen dabei direkt oder indirekt unterstützt haben. Und beim Prozess gegen die Eisenacher Neonazi-Gruppe Knockout 51 am OLG Jena können wir uns noch einmal davon überzeugen, dass wir es in Thüringen mit starken gewalttätigen und terroristischen Neonazi-Netzwerken zu tun haben. Zudem haben die Ereignisse in Budapest deutlich gezeigt, dass die Neonazis sich international zusammenschließen. So waren auch Thüringer Neonazis von der Neuen Stärke Erfurt beim neonazistischen Event in Budapest vertreten. Der militante Antifaschismus stellt sich nicht als Frage, er drängt sich als Notwendigkeit auf. Uns ist klar, dass wir mutige Menschen brauchen, die sich den Neonazis entgegenstellen.
Wir denken an die zwei Inhaftierten in Budapest, die unter den widrigsten Haftbedingungen isoliert und schikaniert werden. Wir denken an unsere Freund:innen und Mitstreiter:innen, die seit Monaten von der Polizei gejagt werden und denen Haft in deutschen oder ungarischen Knästen droht. Wir denken an ihre Familien, deren Angst und Sorge uns nahe geht und uns betroffen macht. Wir denken an all die Menschen, die observiert, überwacht und eingeschüchtert werden. Wir wünschen ihnen und uns allen viel Mut und Zuversicht.
Wir unterstützen die Spendenkampagnen für die Inhaftierten:
GLS-Bank
IBAN: DE77 4306 0967 4007 2383 09
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck: Budapest
Sollte es zu Untersuchungs- oder Strafhaft kommen, werden wir die Inhaftierten praktisch und politisch unterstützen. Sollten die Behörden drohen, die Beschuldigten nach Ungarn auszuliefern, werden wir uns der Kampagne gegen die Auslieferung anschließen. Wenn es zu einem Prozess kommt, werden wir ihn solidarisch begleiten und den Angeklagten beistehen.
Wir möchten noch zwei Dinge ansprechen, die uns nachdenklich machen. Was die Taten betrifft, die den Antifaschist:innen vorgeworfen werden, haben wir unterschiedliche Perspektiven und Einschätzungen, auch Zweifel und Kritik. Hier wünschen wir uns weiterhin das ehrliche und offene Gespräch untereinander, eine Verständigung innerhalb der antifaschistischen Bewegung, auch über konkrete militante Praxis. Zum anderen wissen wir aus anderen Verfahren wie dem Antifa-Ost-Verfahren, dass Beschuldigte und Angeklagte keine Held:innen sind und dass es in der Vergangenheit auch unter uns große Probleme gegeben hat, dass es unter uns Männer gegeben hat, die ihre Freund:innen und Partner:innen bedrängt oder misshandelt haben, und andere, die weggeschaut haben. Sollten solche Dinge hochkommen, werden wir die Augen nicht verschließen und uns dem stellen. Konkret heißt das auch, dass die Soligruppen vor Ort für diese Themen immer ansprechbar sind.
Trotz aller Diskussionen, die wir miteinander noch zu führen haben: Wir bekennen uns zu einem entschlossenen Antifaschismus. Wir wünschen den inhaftierten und verfolgten Antifaschist:innen alles Gute. Wir stehen an ihrer Seite und werden sie in der Haft und vor Gericht verteidigen. Wir stehen auch den Angehörigen und Freund:innen bei. Ihr könnt auf uns zählen.
Verfasst vom Solikreis Jena für die wegen der Vorfälle in Budapest Verfolgten
Unterstützt von den folgenden Organisationen und Gruppen aus Jena und Erfurt:
- Undogmatische Radikale Linke (URL)
- Feminist Antifascist Intersectional Radical Youth (FAIRY)
- Jetzt erst recht
- Infoladen Jena
- Tierbefreier:innen Jena
- Seebrücke Jena
- Gemeinsam Kämpfen Jena
- Rote Hilfe Ortsgruppe Jena
- Feministischer Streik Jena
- Ortsgruppe Jena des BDP Thüringen
- Freie Arbeiter:innen-Union (FAU) Jena
- Café Wagner Jena
- Infoladen Sabotnik Erfurt
- Rote Hilfe Ortsgruppe Erfurt
- Dissens Antifa Erfurt
PS: Im Prozess der Veröffentlichung dieser lang diskutierten Erklärung überschlugen sich die Ereignisse. Eine Person aus dem Kreis der verfolgten Antifaschist:innen aus Jena wurde am 11. Dezember 2023 festgenommen und wird seither in der JVA Dresden gefangen gehalten. Ihr droht die Auslieferung nach Ungarn. Wir schicken Maja viel Kraft und Mut für die Untersuchungshaft und schließen uns der Forderung an, dass niemand nach Ungarn ausgeliefert werden darf. Majas Familie und Freund:innen gelten unser Mitgefühl und unsere Solidarität.
Erfahrungen und Gegenwehr: Strategien für Frauen bei staatlichen Repressionen
Bei einer Personenkontrolle von männlichen Beamten durchsucht, in der Hausdurchsuchung die Tür zum Klo nicht schließen dürfen, vor den eigenen Kindern herabgewürdigt und kriminalisiert werden. Ob direkt im Visier des Staates oder durch Partner:in oder Mitbewohner:in mitbetroffen – regelmäßig erfahren Frauen staatliche Repression. Dabei sehen sich Frauen neben der allgemeinen Gewalt durch Polizei und Staat oft sexistischen und sexuell-übergriffigen Situationen gegenüber. Bislang wurden diese frauenspezifischen Erfahrungen kaum thematisiert. Wir wollen das ändern und darüber sprechen, wie die Ohnmacht überwunden werden kann und wie wir uns gegen polizeiliche Übergriffe wehren können.
Wir möchten im Rahmen des Frauenkampftages mit euch zusammenkommen und Erfahrungen austauschen, Erlebtes gemeinsam einordnen und Strategien entwickeln, um Solidarität lebendig und erfahrbar werden zu lassen. Im Anschluss an den inhaltlichen Part, gibt es die Möglichkeit, gemeinsam im Turm-Café des Kassablancas Abendbrot zu essen.
Als Blau-Gelb-Weiße Hilfe e.V. und Rote Hilfe Jena haben wir viele Erfahrungen in der Anti-Repressionsarbeit im Kontext von Fußball und politischer Arbeit gesammelt. Diese werden wir mit euch teilen, sowie Raum dafür schaffen, was ihr mitbringt und besprechen wollt.
Da wir über angstbesetzte und möglicherweise traumatische Erfahrungen von sexuellen Übergriffen und sexualisierter Gewalt sprechen, ist diese Veranstaltung nur für FLINTAs gedacht.
Über die BGWH
Als Fanhilfe des FCC bieten wir Unterstützung beim Umgang mit Polizei-, Justiz- und Verwaltungsbehörden in Form einer unabhängigen, fanparteilichen Beratung an und vermitteln Betroffene an Anwält*innen, die mit der Fanszene vertraut sind. Wir stehen für eine Solidargemeinschaft für Zeissfans aus allen Bereichen des Stadions ein, die sich als Teil einer toleranten, sich gegenseitig unterstützenden Fangemeinschaft verstehen.
Über die Rote Hilfe
Die Rote Hilfe ist eine Solidaritätsorganisation, die politisch Verfolgte aus dem linken Spektrum unterstützt. Unsere Unterstützung gilt allen, die als Linke wegen ihres politischen Handelns, z.B. wegen presserechtlicher Verantwortlichkeit für staatsverunglimpfende Schriften, wegen Teilnahme an spontanen Streiks oder wegen Widerstand gegen polizeiliche Übergriffe ihren Arbeitsplatz verlieren, vor Gericht gestellt, verurteilt werden.
Soli-Erklärung der ehemaligen Josef-Soligruppe für Maja
Im Folgenden dokumentieren wir hier die Solierklärung:
Wir haben uns heute, am 24. Januar 2024, genau zehn Jahre nach der Inhaftierung unseres Freundes und Genossen Josef, als ehemalige Soligruppe zu einem Klassentreffen zusammengefunden. Am 24. Januar 2014 wurde Josef, ein Antifaschist aus Jena, nach einer Antifa-Demo gegen die Burschenschaften in Wien verhaftet, für ein halbes Jahr in Untersuchungshaft gesteckt und nach seiner Verurteilung unter Bewährungsauflagen entlassen. Während seiner halbjährigen Untersuchungshaft und auch danach haben wir ihn unterstützt.
Wir möchten die Gelegenheit unseres Treffens nutzen, um unsere Solidarität mit Maja zu erklären. Maja befindet sich dem 11. Dezember 2023 in Haft und soll nach Ungarn ausgeliefert, wo Maja ein politischer Prozess und viele Jahre Strafhaft drohen. Wir erinnern uns an die aufreibende Solidaritätsarbeit, an die schwere Situation von Josefs Familie und seinen Freund:innen, an die Sorgen um unseren inhaftierten Freund, an die Angst vor weiteren Repressalien und deshalb fühlen wir mit Maja, Majas Familie und all den Freund:innen und solidarischen Menschen mit. Gleichzeitig wissen wir, wie uns die Solidarität und Anteilnahme von anderen bestärkt und ermutigt hat. Wir sehen, was für eine starke Gemeinschaft sich um die Betroffenen des Budapest-Verfahrens gebildet hat, und freuen uns, dazu beitragen zu können.
Gerade jetzt, wo die AfD in Thüringen allem Anschein nach die stärkste Partei werden wird und wo Rechte aus der CDU, der AfD, der Neonazi-Szene und Unternehmerkreisen eine Massenausweisung vorbereiten, ist es umso wichtiger, die antifaschistische Bewegung und die Antifa-Szene zu stärken und vor staatlicher Verfolgung zu verteidigen.
Freiheit für Maja! Freiheit für Tobias, Ilaria und Gabriele! Freiheit auch für die untergetauchten Antifas!